Aktuelles Statement zur Documenta15
Documenta 15: Antisemitische Darstellungen und Dämonisierung Israels
Lorenz Deutsch: BDS-Narrative und ihre Verharmlosung dürfen nicht toleriert werden

Im Vorfeld der Documenta 15 war bereits eine hitzige Debatte um die Nähe zu BDS-Positionen und das auffällige Fehlen jüdischer oder israelischer Künstlerinnen und Künstler entbrannt. Diskussionen zu diesen Vorwürfen sollten dann noch ohne die Beteiligung jüdischer Vertretungen stattfinden. Die Stimmen im deutschen Feuilleton, die diese Debatte als überempfindlich, gar gegenstandslos erklärten, ließen nicht lange auf sich warten. Aktivisten nannten die Einsprüche dann sogar rassistisch, weil Kritik an Akteuren aus dem globalen Süden scheinbar nicht anders aufgefasst werden kann.
Nun ist die Dokumenta eröffnet und antisemitische und antiisraelische Kunst lässt sich entgegen aller Beteuerungen dann leider doch live und in Farbe betrachten. Das indonesische Kollektiv Taring Padi bringt in einem agitprop-artigen Wimmelbild, das den westlichen Multikulturalismus als das Projekt eines kapitalistisch-militaristischen Unterdrückungskomplexes diffamiert, auch jüdisch-israelische Figuren unter, die durch eindeutig antisemitische Bildsprache als solche zu erkennen sind. Es handelt sich um verhetzende Karikaturen, die dem nationalsozialistischen ‚Stürmer‘ alle Unehre gemacht hätten. Die öffentliche Empörung ist inzwischen riesig. Das ist gut, kommt aber zu spät, und viel zu spät kommt die eher hilflose Reaktion der Direktion, die inzwischen das Werk verhüllen ließ.
Leider weniger empört verläuft die Debatte um das ebenso skandalträchtige Werk von Mohammed Al Hawajri mit dem Titel „Guernica Gaza“, das die Künstlergruppe Eltiqa aus Gaza präsentiert. Es stellt in Reinform ein Beispiel für die BDS-typische, einseitige Dämonisierung Israels dar. Einer als ländliches Familien-Idyll dargestellten palästinensischen Zivilgesellschaft steht eine israelische Armee gegenüber, die hochbewaffnet und hinter einer Mauer verschanzt nichts als Bedrohung darstellt. Wie immer in dieser Propaganda gibt es keine vom islamischen Regime im Iran gesteuerte Hamas-Herrschaft und auch ihren antijüdischen Terror nicht. Besonders perfide ist im vorliegenden Beispiel aber der Bezug auf das berühmte Bild von Picasso, das die Gleichsetzung der israelische Armee mit der Reichswehr und der berüchtigten Legion Condor vornimmt. Diese skandalösen Verzerrungen werden in der deutschen Debatte achselzuckend registriert oder gar nicht zur Kenntnis genommen. Beispielhaft sei das Kunstmagazin Monopol zitiert. Dort sieht die Herausgeberin Elke Buhr nur eine „Chiffre für die Schrecken des Krieges“ und wendet ästhetisch ein, dass die Verwendung von „Picassos Guernica zum x-ten Mal…vielleicht kein gutes Bild“ ergibt, es sei aber „nicht wirklich skandalisierbar“. (https://www.monopol-magazin.de/taring-padi-documenta) So lässt sich nur argumentieren, wenn man für die propagandistische Verhetzung Israels und für die Verharmlosung des auf Vernichtung Israels zielenden Terrors der irannahen Hamas blind ist.
Lorenz Deutsch, Vorsitzender der Liberalen Freunde Israels, erklärt dazu:
„Die Verharmlosung von BDS Narrativen, die die einseitige Dämonisierung Israels verfolgen und den iranisch gestützten Terror verschweigen, dürfen nicht länger salonfähig im deutschen Kulturbetrieb sein. Mit einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern hat all das nichts zu tun und auch nichts mit humanitärem Einsatz für palästinensische Interessen. Es handelt sich schlicht um israelfeindliche Hetze.
Für die Liberalen Freunde Israels fordere ich eine eindeutige Klärung der Haltung der Documenta 15 zu Israel – sowohl der Direktion als auch der Kuratoren. Die Zeit von Unklarheiten muss vorbei sein!“
Mitgliederversammlung 2022

Bereits am Vortag der jährlichen Mitgliederversammlung kamen Vereinsmitglieder der Liberalen Freunde Israels aus ganz Deutschland am 20. Mai 2022 im Berliner Centrum Judaicum zu einer breit angelegten Diskussionsrunde zur liberalen Israel- und Nahostpolitik zusammen. Als Gäste konnten mit Dr. Elio Adler, Vorsitzender der überparteilichen jüdischen WerteInitiative und Nizar Amer, Gesandter Botschaftsrat, als Vertreter der israelischen Botschaft zwei wichtige Stimmen im politischen Diskurs vis-à-vis Israel gewonnen werden. Zur großen Freude der Anwesenden stieß nach Beginn der Diskussion auch noch der Generalsekretär der FDP und Mitglied der Liberalen Freunde Israels, Bijan Djir-Sarai, zur Runde dazu.
Wer glaubt, politische Debatten müssten zäh und unergiebig sein, konnte an diesem Abend den Alternativentwurf erleben: Ein intensiver, kurzweiliger Austausch, der eine Vielzahl von Themen anschnitt und trotz einer Gesamtdauer von fast zwei Stunden nach vorherrschender Meinung keine Minute zu lang ausfiel.
Nachdem Dr. Adler zunächst die Arbeit der WerteInitiative vorgestellt und die Vereinsmitglieder im Gespräch mit ihm Ansatzpunkte einer künftigen Vernetzung ausgelotet hatten, rückte im Austausch mit dem Gesandten der israelischen Botschaft die deutsche Außenpolitik selbst stärker in den Fokus. Nizar Amer beschrieb zunächst die außerordentlich positive Entwicklung in der Region seit Unterzeichnung der Abraham Accords im Jahr 2020, verwies allerdings darauf, dass das aggressiv-imperial agierende iranische Regime noch immer das ungelöste Hauptproblem des Nahen Ostens sei. Deutschland als engster Freund Israels in Europa könne in dieser Auseinandersetzung eine Schlüsselposition einnehmen, während ein Europa, das die reale Gefahr des Krieges zuletzt neu erkennen musste, Israel als seit langem bedrohten Staat womöglich besser verstehen – und auch von ihm lernen könne. Einigkeit herrschte in der Runde weiterhin darüber, dass Deutschland die Fehler einer einseitig auf Dialog und Austausch setzenden Politik, wie sie bereits gegenüber Russland versagt hatte, im Umgang mit Teheran keinesfalls wiederholen dürfe. Zerknirschte Aussagen von Spitzenpolitikern, die nach erfolgter Eskalation eingestehen mussten, „naiv“ gewesen zu sein, habe es bereits zu oft gegeben.
Auch der Generalsekretär betonte in seiner Einführung und den weiteren Wortbeiträgen die gewachsene Verantwortung der deutschen Außenpolitik gerade im Hinblick auf den Nahen Osten. Es werde Aufgabe der Bundesregierung und auch und besonders der Freien Demokraten bleiben, die Zusammenarbeit mit Israel zu vertiefen und dabei die insbesondere den Bedrohungen für den jüdischen Staat in enger sicherheitspolitischer Abstimmung zu begegnen. Von der Prämisse, Außenpolitik vor allem als Wirtschaftspolitik zu verstehen und so teils übelwollenden Regimen Handlungsspielräume zu eröffnen, müsse Deutschland sich weiter lösen.
Zum Abschluss dankte Lorenz Deutsch als Vorsitzender der Liberalen Freunde Israels und Moderator des Abends allen Anwesenden, ehe die Runde noch informell beim Abendessen ausklang. Noch vor Ort äußerten aber alle Beteiligten einen dringenden Wunsch: Das erfolgreiche Diskussionsformat müsse in Zukunft unbedingt fortgesetzt werden.
